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SN-Bericht Transalp 2003

Reportage für die SN am Samstag, 26.7.2003
Autor Walter Köberl

Die Alpen als Herausforderung

Die riesige Barriere der Alpen zu überwinden, ist zu einem der größten und mittlerweile beliebtesten Ziele der Mountainbiker geworden. Das unvergleichliche Naturerlebnis und das Ausloten der persönlichen Leistungsgrenze machen die Faszination einer solchen Tour aus.


Wer die Alpen mit dem Mountainbike bezwingen will, kämpft mit sich, den Serpentinen und Gefahren einer unberechenbaren Bergwelt. Belohnt wird man mit gigantischen Bergkulissen und Freude über die persönliche Leistung. Solche Abenteuer über die Alpen haben im Sommer Hochsaison.
Ein fünftägiges Tourenprogramm für die Alpenüberquerung mit 350 Kilometern und 8500 Höhenmetern ist eine Variante der „sanfteren Art“. Sie führt auf einer alten Handelsroute von Salzburg über den Römersattel, Murnauer Scharte, Felbertauern, Tilliacher Joch, Mte. Festons, Passo del Pura nach Friaul. Lediglich die Überquerung des Alpenhauptkammes, über den 2480 m hohen Felbertauern fällt etwas aus diesem Rahmen.
Zehn Männer, der Jüngste 33, der Älteste 68, alle sehr gut trainiert machten mit mir diese abenteuerliche Exkursion. Wir fühlten uns wie Kinder vor Weihnachten. Vorfreude gemischt mit Aufregung, alles nochmals durchchecken, dann ist er da der große Moment. Vor dem Schloss Klesheim schießt Richard, unser Driver noch ein paar Gruppenfotos, dann kann es losgehen.

Bei strahlendem Sonnenschein starten wir beim Schloss Klesheim in Wals-Siezenheim unser Unternehmen Transalp. Auf Radwegen radeln wir entlang der Saalach nach Reichenhall, der Tauernradweg bringt uns bis Oberjettenberg. Über die Aschauer Klamm ging’s hinüber nach Reit bei Lofer und am Saalachtal-Radweg (ein heißer Tipp für Radwanderer) bis nach St. Martin. Der Weg über den Römersattel ist die erste Herausforderung für Trialfreaks und wird teils fahrend, teils schiebend überwunden. Im Gasthaus Edelweiß in Hochfilzen wurden unsere Kalorienspeicher aufgefüllt. Bei brütender Backofenhitze quälten wir uns mit gefüllten Bäuchen die schattenlose Forststrasse zum Spielberghaus hinauf. Das kühle Bier auf der Hütte und die folgende Abfahrt nach Saalbach kühlten unsere Körper wieder auf Betriebstemperatur. Das erste Quartier bezogen wir im Hotel Gamshag in Hinterglemm.
Auch der zweite Tag bescherte uns Kaiserwetter sowie herrliche Ausblicke in den Pinzgau. Vom Talschluss in Lengau fahren wir in den stillen Voglalmgraben zur Stefflalm. Vor uns der Leitenkogel mit der Murnauer Scharte, unsere nächste Hürde. Sehr steil ist der Almweg, der sich in Kehren zur Murnauer Hochalm hinaufwindet.Nun heißt es schieben und tragen, die letzten 100 Höhenmeter führen über steiles Hochalmgelände. Das Pfeifen von Murmeltieren begleitet uns hinauf zur Scharte.
Der gut markierte „Pinzgauer Spaziergang“ leitet uns zur Bürglhütte. Unter dem Motto „alles fahrbar“ testen wir unsere Fahrkünste. Sepp E. hält nach einer „Rolle vorwärts-abwärts“ seine ultraleichte Sattelstütze in Händen. Was nun? Erst mal zu Fuß hinunter zur Bürglhütte und für das leibliche Wohl sorgen. Wie die Geier stürzen wir uns dort auf den Kaiserschmarrn mit Marillenkompott.
Danach stöbern Günter und Sepp die Hüttenwerkstätte. Mit Eisensäge, Hammer, Vorschlaghammer und vereinten Kräften wird Sepp’s Leichtbausattelstütze repariert.
Während der Abfahrt in den Oberpinzgau genießen wir immer wieder das Panorama der Hohen Tauern mit der Glocknergruppe. Wieder unten im Salzachtal, fahren wir am Tauernradweg von Stuhlfelden nach Mittersill. Anschließend auf der MTB-Route ins Felbertal Richtung Wolfram Werk zu unserem nächsten Quartier, dem Tauernhaus Spital. Unmittelbar vor der Hütte beginnt es zu regnen. Mit letzter Kraft retten wir uns vor dem folgenden Wolkenbruch ins Trockene.
Am dritten Tag schlägt die „Stunde der Wahrheit“. Heute müssen wir über den Felbertauern, unsere Königsetappe während dieser Tour. Bei Schlechtwetter könnte diese hochalpine Etappe nicht ungefährlich werden. Um 6 Uhr früh, ein Blick aus dem Fenster, das Wetter passt, der Adrenalinspiegel steigt. Heute teilen wir uns in zwei Gruppen: Bergwanderer und Radträger. Beim malerischen Hintersee halten wir kurz an, eine Bilderbuchkulisse empfängt uns hier frühmorgens. Die steil aufragenden Felsen spiegeln sich im glasklaren Wasser.


Wie eine Spirale schraubt sich die alte Brentling-Bergwerkstrasse in 22 Kehren fast bis zum Brentling Gipfel empor. Die Strasse ist zu Ende, wir gehen noch zu den Felsen hinauf. Hier müssen wir hinüber, skeptisch blicken mich alle an. Ich schultere mein Rad und quere einen 40 Grad steilen Hang. Passt bitte gut auf, das Gras ist nass, nur nicht ausrutschen dann ist die Tour zu Ende, rufe ich hinüber. Wie die Gämsen folgt mir die Gruppe über diese etwas kritische Stelle. Teils das Rad schiebend, teils tragend quälen wir uns zwei Stunden lang hinauf zur St. Pöltner Hütte in 2481 m Seehöhe, wo wir von den Bergwanderern bereits erwartet werden. Die anschließende Abfahrt nach Osttirol ist bis zur Brücke über den Tauernbach eine Trial-Orgie, so richtig nach meinem Geschmack. Die letzten 300 Höhenmeter hinunter nach Außergschlöss war wieder Schieben und Tragen angesagt. Beim Matreier Tauernhaus wartet Richard mit den Rädern für die Fußgänger. Der Rückenwind bläst uns am Radweg entlang der Isel nach Lienz. Hundemüde und mit knurrenden Mägen erreichen wir am Abend unser Quartier in Lienz.

Der nächste Tag beginnt mit gemütlichem Einrollen am Drautalweg bis Abfaltersbach. Ein steiler Forstweg weist wieder ins „Gelände“ und bringt uns über den Dorfberg nach St. Oswald in das idyllische Lesachtal. Bei Obertilliach steht mit dem Karnischen Hauptkamm die nächste große Hürde bevor. Durch das romantische Tilliacher Tal fahren wir auf einer Forststrasse mit angenehmer Steigung zur Porze Hütte. Während der Auffahrt bäumt sich die mächtige Nordwand der Porze vor uns auf. Zur Halbzeit dieser Auffahrt empfängt uns der Klapfsee. Andi schmeißt das Rad beiseite, kurze Handprobe, „sehr frisch“. Zwei Minuten später schwimmen drei Biker im 15 Grad kalten Wasser.
Nach einer üppigen Einkehr in der Porze Hütte werden die letzten 150 Höhenmeter zum Tilliacher Joch etwas mühsam. Aber: man höre und staune, dieser früher für Biker mühevolle Grenzübergang wurde im heurigen Frühjahr mit einem Mountainbike-Weg hinauf zum Joch entschärft. Dieses grenzüberschreitende, von der EU geförderte Projekt, könnte vielleicht für unsere Tourismusmanager ein Vorbild sein.
Noch ein letzter Blick hinunter nach Obertilliach in das malerische Lesachtal, im Hintergrund verabschiedet sich der gestern von uns bezwungene Alpenhauptkamm. Am Tilliacher Joch stehen noch alte Stellungen und Unterstände aus dem ersten Weltkrieg. Viele Kurven und Kehren, tolles Panorama, die grobsteinige Militärstrasse, angelegt als Nachschubweg für erbitterte Stellungskämpfe, fordert größte Konzentration. Nach langer Abfahrt in das Val Visdende wartet der erste Cappuccino schon auf uns.In einem Ort mit dem klingenden Namen Campolongo wurde die nächste Nacht verbracht.

Die letzte Etappe beginnt im Val Frison, ein abgelegenes, einsames Seitental. Wege durch traumhaft schöne Bergwälder, grandiose Schluchten mit wilden Gebirgsbächen und Stauseen. Eine durch extreme Gewitter gezeichnete Schotterstrasse windet sich durch dieses Tal, Bikerherz was willst du mehr!
Während einer Pause teile ich meinen Alpencrossern mit: der Übergang Sella di Razzo nach Sauris ist im heurigen Frühjahr asphaltiert worden. Ich habe in der Karte eine Variante gefunden, wo wir uns diese unattraktive Asphaltpiste ersparen könnten. Einstimmige Begeisterung folgte diesem Vorschlag. Die Variante begann mit einem super Trail vom Forc. Lavardet mit anschließender Durchquerung eines Kartoffelackers. Über Langlaufbrücken, rasanten Bachquerungen kurvten wir ins Val Malins, ein enges steiles Seitental. Eine italienisch-grobe, extrem steile Schotterpiste erwartete uns hier. Für die meisten von uns wurde die „Auffahrt“ zur Malga Festons großteils schiebend bewältigt. Oben wurden wir nochmals mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Bei der anschließenden bis zu 30% steilen Abfahrt mussten wir einige Pausen zum Felgen kühlen einlegen. Nach der Überquerung der Staumauer und einer stockdunklen Tunneldurchfahrt bewältigen wir noch im Schongang den Passo del Pura in 1430 m Meereshöhe. Ein letztes Bierchen im Rif. Piaz auf der Passhöhe, dann sausen wir in endlosen Kurven und Kehren hinunter nach Ampezzo. Der Rest war gemütliches Ausrollen nach Villa Santina, wo bereits hauchdünner Schinken, Vino rosso und unser Taxi auf uns wartete.

Informationen:

1. Tag: Salzburg-Hinterglemm 81 km, 1750 Hm, 5:50 Std.
2. Tag: Hinterglemm-Tauernhaus 39 km, 1420 Hm, 3:30 Std.
3. Tag: Tauernhaus-Lienz 66 km, 1550 Hm, 5:00 Std.
4. Tag: Lienz-Campolongo 72 km, 1900 Hm, 5:00 Std.
5. Tag: Campolongo-Villa Santina 68 km, 1900 Hm, 5:00 Std.












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