Siezenheim-Rom 5.-18.9.2010
„Mit dem Rad nach Rom" – das wäre doch mal was ganz anderes!
(Life-Bericht von Walter Köberl)
Im vergangenen Winter fragt mich meine Schwägerin Elsbeth: könntest du mir eine Radtour nach Rom auf Radwegen und Nebenstrassen planen helfen? Natürlich hab ich gesagt, nach einigen Tagen….Wochen war ein „grober Plan“ fertig, der bis zum Sommer noch einige Male verfeinert wurde. Von den Anfangs 10 gemeldeten Personen sind noch 8 übrig geblieben: Lisi, Anni, Albert, Raimund, Reinhard, Willi und Ich.
Mit dem Fahrrad über die Alpen und weiter bis Rom – das scheint auch etwas für Menschen mit bunten Trikots zu sein. Wer einigermaßen in Form ist und ein bisschen sportlichen Ehrgeiz hat, der kann es schaffen.
das Team mit "Tagesgast Alfred"
Zur Strecke (12 Etappen):
Die abwechslungsreiche Radroute verläuft überwiegend auf Radwegen, verkehrsarmen Nebenstraßen und Karrenwegen. So wurden von Salzburg bis zum Po fast durchgehend Radwege genutzt (Mozart-Radweg, Inntal-Radweg, Eisacktal-Radweg, Etsch-Radweg, Mincio-Radweg, Po-Radweg). Hinter Bologna geht es von der Po-Ebene über den Gebirgszug des nördlichen Apennin nach Florenz. Höhepunkte bei der Durchquerung Umbriens waren die Städte Montepulciano und Orvieto. Durch kilometerlange Olivenhaine und Erdnussplantagen radelten wir bis Prima Porta, bevor ein neuer Radweg uns bis ins Zentrum vom Rom brachte.
Diese Tour hat alles! Stille Wege, hektisches Gewirr in den Städten, sanfte Flußläufe, Seen und Berge! Und dazu eine radbegeisterte Nation.
Und los geht es, 1.Tag: Siezenheim-Kirchbichl 102 km, 910 hm, 5 Std.
Start um 9 Uhr bei der Siezenheimer Kirche, das Wetter ist perfekt, Alfred hat sein Versprechen gehalten und begleitet uns die ersten Kilometer bis Neukirchen. Im Chiemgau hängen noch die Nebelfetzen von der letzten Nacht. Beim Pfarrfest in Unterwössen ergibt sich die erste Labestelle, die Musi spielt für uns auf, der Ortspfarrer gibt uns schöne Grüße für Herrn Ratzinger mit. In Kössen treffen wir auf den Mozart-Radweg, der uns vorbei an blumengeschmückten Bauernhöfen bis zum Inn führt. In Walchsee bremst uns der heute veranstaltete Triathlon etwas ein, wir feuern im Vorbeifahren die Sportler an. Am Innradweg haben wit "Windglück", ein heftiger N-W Wind bläst uns im Eilzugtempo bis Kirchbichl.
durchs boarische nach Tirol
a Boarische Brotzeit
"Europa-Brücke" in Kössen
am Innradweg
Kufstein
2.Tag: Kirchbichl-Ellbögen/Wipptal 80 km, 810 hm, 4:30 Std.
Scho wieder a guater Wind! Im Inntal treibt uns der Ostwind am Inntalradweg bis Hall. Streng geht es bergan, der Puls klopft mächtig unter dem Helm. Mit dem Schweiß läuft die Sonnencreme in die Augen, Tretlager und Knie werden heiß. Die 10 km hinauf bis Patsch hoch über der Brennerautobahn sind ein würdiges Finale für den heutigen Tag. An der Ostseite des Wipptales führt die alte Römerstraße auf schmalen Wegen zu unserem heutigen Quartier mit dem klingenden Namen „Ellbögen“. Wie in einem Heimatfilm, unter uns die Europabrücke, dahinter der Stubaier Gletscher...scheeen is da herobm.
Start pünktlich um neun Uhr
am Inntalradweg
im Banne der Nordkette
auf der Römerstraße hoch über Innsbruck
unter uns die Europabrücke
unsere heutige Absteige: Urlaub am Bauernhof
mein Bauchspeck
3.Tag: Ellbögen-Waidbruck 100 km, 920 hm, 5:20 Std.
Heit weht a anderer Wind...Südströmung....Gegenwind, übern Brenner zieht eine Störung herüber. Aber es ist noch trocken!
Im stetigen Auf- und Ab bringt uns die alte Römerstraße nach Matrei zur Brennerstraße. Die Brennerstraße zur Paßhöhe müssen wir uns leider mit Autos und Motorräder teilen. Dafür folgt die Belohnung auf dem neu erbauten Radweg entlang der ehemaligen Bahnstrecke nach Gossensaß und Sterzing. In der Fuzo von Sterzing finden wir ein schönes Platzerl zur Labung. Leider beginnt es jetzt etwas zu tröpfeln, wir holen die Regenklamotten aus dem Rucksack und fahren am sehr abwechslungsreichen Eisacktal Radweg nach Brixen. Zur Überraschung ist's hier wieder trocken und können uns noch ein Kaffeetscherl im Gastgarten genehmigen. Auf wieder trockenem Radweg erreichen wir um 16 Uhr Waidbruck.
auf der alten Römerstraße Richtung Brenner
durch Sterzing
zwischen Apfelplantagen
am Eisacktal Radweg
Waidbruck
4.Tag: Waidbruck-Rovereto 113 km, 260 hm, 4:50 Std
Gleich beim Start in Waidbruck fängt es an zu tröpfeln. Der Radweg durch das Eisacktal zieht sich wie eine Modelleisenbahnlandschaft auf der alten Bahntrasse nach Süden Richtung Bozen. Die Autobahn führt zwar parallel, meist hoch über uns aber wir bekommen nicht allzu viel von ihr mit.
In Bozen reißt’s wieder auf, sogar die Sonne lacht wieder, der Tacho zeigt einen sensationellen Schnitt von 28,6 km/h. Regenklamotten herunter und auf trockenen Radwegen düsen wir weiter. Wir treffen viele Gleichgesinnte auf dieser wunderschönen Radroute Richtung Süden. Reinhard sagt zu mir: in Salurn ist die Wetterscheide im Etschtal, wie recht er doch hat! Einige Meter nach Salurn beginnt es zu Regnen, im strömenden Regen fahren wir weiter. Während Albert und ich uns vorne gegen den Wind ankämpfen sagt er zu mir: de Weiber da hintn san heit a Wahnsinn…koane reißt ab! Die Elsbeth übernimmt jetzt sogar noch die Führungsarbeit, derer kanns nicht schnell genug gehen. Kurz vor Rovereto wird es wieder heller, der Regen zieht sich Gott sei Dank wieder zurück.
Während ich am Nachmittag den Bericht schreibe, scheint wieder die Sonne.
alte Bahntrasse im Eisacktal
genußvoller Radweg durch Obstgärten bei Bozen
am Etschradweg
5.Tag: Rovereto-Mantua 114 km, 520 hm, 5:10 Std.
In der Nacht geht über die Gardaseeregion ein heftiges Gewitter nieder. Beim frühmorgendlichen Blick aus dem Fenster steht der Monte Stivo im prachtvollen Morgenlicht. Ein paar Nebelfetzen hängen noch über der Etsch. Schnell noch eine Kettenpflege (hat sie nach der gestrigen Regenschlacht verdient) und los geht’s, heute wieder im „kurz-kurz“ Trikot.
Mittlerweile sind am Etschradweg fast alle Lücken geschlossen, damit können wir unsere Weiterfahrt fast ohne Autoverkehr so richtig genießen. Bei Rivoli haben wir eine unerwartete Bergwertung, der Radweg schlängelt sich in mehreren Kehren zu einem eindrucksvollen „Punto Panoramico“ hoch über dem Etschtal empor.
In Affi kommt eine Meldung von hinten „da Präsi hat an Patschn“, in Windeseile wird der Schlauch gewechselt. Einige Minuten später ein „AAAA“ im Pulk, der Gardasee ist in Sicht…da kommt Freude auf, in Peschiera am Hafen machen wir eine kurze Rast.
Am Mincio-Radweg gibt die Lisi noch mal richtig Gas…wie von einem Affen gebissen glüht sie vorn hinweg…wir wie die Zecken an Ihrem Hinterrad hintennach.
entlang der Etsch
Weinlese
die Gardaseeberge
im Etschtal
am Hafen in Peschiera
am Mincio
6. Tag: Mantua bis Cento 105 km, 190 hm, 5 Std.
…und wieder ein Traumtag. Zu Beginn ein wenig verhalten. Was ist los? Ist es die Kondi oder doch der Wein von gestern? Nach 10 km ist alles vergessen und es läuft dahin wie geschmiert. Am Po entlang und in Carbonara dürfen wir auch kurz einkehren. Das ist ja nicht immer so! Jetzt geht es wieder in einem Höllentempo weiter (30 km/h). Die Wege führen durch Wiesen und Felder, die Sonne herrlich über uns. Raimund will schon wieder einkehren, wir haben noch ca. 20 km bis zu unserem heutigen Ziel. Also schnell ein Bier mit Cola und dabei werden die Sprüche von gestern Abend aufgerollt. So mancher kann sich nicht mehr an alles erinnern. „Der Wein war wirklich gut“. Und wieder haben wir die 100 km Marke überschritten. (105 km)
Nun noch die technischen Daten von Walter: heit gibt’s fast nichts Technisches…oiss grad und flach.
Danke Elsbeth für deinen Tagesbericht!
Abschließend noch ein Genesungswunsch nach hause zu Helmut Mang:
Helmut wir wünschen dir alle eine gute Besserung!!!!
heit gibts koan Berg
Prachtradweg entlang des Mincio zur Poebene
ab und zu Querfeldein
am Po-Radweg
über Äcker und Wiesen nach Cento
da Gaid hat jeden Tag nach der Tour "Innendienst"
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